Donnerstag, 26. Februar 2009




Sieh nämlich Menschen wie in einer unterirdischen, Höhlenartigen Wohnung, die einen gegen das Licht geöffneten Zugang längs der ganzen Höhle hat. In dieser seien sie von Kindheit an gefesselt an Hals und Schenkeln, so dass sie auf demselben Fleck bleiben und auch nur nach vorn hin sehen, den Kopf aber um zu drehen der Fesseln wegen nicht vermögend sind.
Licht aber haben sie von einem Feuer, welches von oben und von Ferne her hinter ihnen brennt.



Zwischen dem Feuer und den Gefangenen geht obenher ein Weg, längs diesem sieh eine Mauer aufgeführt wie die Schranken, welche die Gaukler vor den Zuschauern sich erbauen, über welche herüber sie ihre Kunststücke zeigen.
Sieh nun längs dieser Mauer Menschen allerlei Geräte tragen, die über die Mauer herüberragen, und Bildsäulen und andere steinerne und hölzerne Bilder und von allerlei Arbeit; einige, wie natürlich, reden dabei, andere schweigen.



Meinst du wohl, dass dergleichen Menschen von sich selbst und voneinander je etwas anderes gesehen haben als die Schatten, welche das Feuer auf die ihnen gegenüberstehende Wand der Höhle wirft?



Wenn einer entfesselt und gezwungen würde, sogleich aufzustehen, den Hals herumzudrehen, zu gehen und gegen das Licht zu sehen, und, indem er das täte, immer Schmerzen hätte und wegen des flimmernden Glanzes nicht recht vermöchte, jene Dinge zu erkennen, wovon er vorher die Schatten sah.



Meinst du nicht , er werde ganz verwirrt sein und glauben, was er damals gesehen, sei doch wirklicher als was ihm jetzt gezeigt werde?
Und wenn man ihn gar in das Licht selbst zu sehen nötigte , würden ihm wohl die Augen schmerzen, und er würde fliehen und zu jenem zurückkehren, was er anzusehen imstande ist, fest überzeugt, dies sei in der Tat deutlicher?



Und wenn ihn einer mit Gewalt von dort durch den unwegsamen und steilen Aufgang schleppte und nicht losließe,bis er ihn an das Licht der Sonne gebracht hätte, wird er nicht viel Schmerzen haben und sich ungern schleppen lassen?
Und wenn er nun an das Licht kommt und die Augen voll Strahlen hat, wird er nicht das geringste sehen können von dem, was ihm nun für das Wahre gegeben wird. Und zuerst würde er Schatten am leichtesten erkennen, hernach die Bilder der Menschen und der Anderen Dinge im Wasser und dann erst sie selbst.



Und hierauf würde er was am Himmel ist und den Himmel selbst leichter bei Nacht betrachten und in das Mond und Sternenlicht sehen als bei Tage in die Sonne und ihr Licht.



Zuletzt aber wird er auch die Sonne selbst, nicht Bilder von ihr im Wasser oder anderwärts, sondern sie als sie selbst an ihrer eigenen Stelle ansehen und zu betrachten imstande sein. Und dann wird er schon herausbringen von ihr, dass sie es ist, die alle Zeiten und Jahre schaft und alles ordnet in dem sichtbaren Raume und auch von dem, was sie in der Höhle sahen, gewissermaßen die Ursache ist. Und wie, wenn er nun seiner ersten Wohnung gedenkt und der dortigen Weisheit und der damaligen Mitgefangenen, meinst du nicht, er werde sich selbst glücklich preisen über die Veränderung, jene aber beklagen?



Wenn ein solcher nun wieder hinunterstiege und sich auf denselben Schemel setzte: würden ihm die Augen nicht ganz voll Dunkelheit sein, da er so plötzlich von der Sonne herkommt?
Und wenn er wieder in der Begutachtung jener Schatten wetteifern sollte mit denen, die immer dort gefangen gewesen, während es ihm noch vor den Augen flimmert, ehe er sie wieder dazu einrichtet, und das möchte keine kleine Zeit seines Aufenthaltes dauern, würde man ihn nicht auslachen und von ihm sagen, er sei mit verdorbenen Augen von oben zurückgekommen und es lohne nicht, dass man auch nur versuche hinaufzukommen....